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AutorenbildLars Neumann

(Wissenschaftliche) Tiefe mit Spaß: Bilder im Coaching

In ihrer Doktorarbeit »Das Selbst im Bild« erforscht Dr. Jasmin Messerschmidt genau was der Titel verspricht: Auf welche Weise helfen Bilder im Coaching, das „Selbst“, also für das Auge verborgene Talente, Gaben, Haltungen, Ressourcen, Themen, Anliegen und Ziele, sichtbar zu machen? Bei der Lektüre ihrer Studie habe ich aufgeregt festgestellt, dass sich ihre Forschungsergebnisse mit meinen eigenen Erfahrungen decken. Um die außergewöhnliche Wirkung von Bildern im Coaching hier auch aus wissenschaftlicher Sicht zu beleuchten, habe ich Frau Dr. Messerschmidt gebeten, aus ihrem Buch zitieren zu dürfen. Vielen Dank für diese Möglichkeit!




Dank der freundlichen Genehmigung von Dr. Jasmin Messerschmidt kann ich nachfolgend ein Fazit präsentieren, welches die Wirkung von Bildern im Coaching auf wissenschaftlicher Basis zusammenfasst. Auszüge aus ihrem Buch »Das Selbst im Bild« :


Bilder als Medium

Bilder unterstützen bei Klienten wirksam den Zugang zu sich (…), zu ihren Emotionen (…) und unbewussten Prozessen (…), das heißt sie wirken verbindend und öffnend.


Bilder als Zugang zu Gefühlen

(…) Bilder (haben) eine emotionsfördernde Wirkung und „laden“ Klienten in ihre Gefühlswelt „ein“. Darüber können emotionale Aspekte in den Coaching-Prozess integriert werden, die nach Ansicht von Hirnforschern notwendig sind, um bedeutsame Veränderungen zu erreichen.

Gleichzeitig ermöglichen Bilder Klienten auch, in Distanz zu ihren Gefühlen zu gehen und diese aus einer Meta-Ebene zu betrachten.

(…)

Die Ergebnisse der Studio legen nahe, dass sich der Einsatz von Bildern generell, aber vor allem bei der Bearbeitung von schwierigen oder emotional negativ besetzten Themen positiv bemerkbar machen kann.


Bilder als Zugang zum Unbewussten

Neben der emotionsfördernden Wirkung verweisen die Ergebnisse ebenfalls deutlich darauf, dass über Bildmaterialien der Zugang zu unbewussten Ebenen unterstützt wird. Anhand der Daten können verschiedene Wirkungseffekte von Bildern herausgearbeitet werden. Bilder unterstützen den „zugang zum Selbst“, das „Erkennen von zentralen Lebensthemen“, den „Zugang zu unbewussten Bedürfnissen“, den „Zugang zu zentralen Anliegen“, den „Zugang zu Ressourcen und Kompetenzen“ und stellen eine Brücke zwischen dem Bewusstsein und unbewussten Anteilen dar.

(…)

Das Bild wird zum „Spiegel“. Dieser intensive Kontakt des Klienten mit sich selbst ist für außenstehende Coaches körpersprachlich deutlich erkennbar und wird von einem Coach als „Ausdruck der Seele“ beschrieben.

In Auseinandersetzung mit sich selbst und dem Bild erkennt der Klient zentrale, subjektiv bedeutsame Lebensthemen, die darüber hinaus als wichtige Aspekte in den Beratungsprozess integriert werden können. Zudem wird das Erkennen der bedeutsamen Lebensthemen von Klienten als heilsam und emotional entlastend empfunden.

(…)

Weiterhin verweisen die Ergebnisse darauf, dass Bilder Zugang zu tief verankerten unbewussten Bedürfnissen ermöglichen. Daraus lässt sich ableiten, dass Bilder gerade in einem „philosophischen Coaching“, bei dem das Anliegen ursächlich damit zusammenhängt, dass der Klient an seinen eigenen unbewussten Bedürfnissen „vorbei lebt“ Coaching-Prozesse unterstützen können. Erst wenn der Klient seine wichtigen impliziten Bedürfnisse, Werte und Motive erkennt, ist er in der Lage, selbstkongruente, stimmige Veränderungsabsichten im Coaching zu entwickeln, um zukünftig ein ausgewogenes zufriedenes Leben zu führen.

Darüber hinaus dienen Bilder als Wegweiser und Unterstützen Coach und Kient, frühzeitig zum Kern des eigentlichen Anliegens vorzudringen, und das „Thema hinter dem Thema“, den tatsächlichen Beratungsbedarf zu identifizieren.

Zudem zeigt die Auswertung, dass Bilder „Kräfte“ freisetzen und den Zugang zu Ressourcen, Kraftquellen und Kompetenzen eröffnen. (…)


Einsatz von Bildmaterialien zur Unterstützung von Selbstreflexionsprozessen im Coaching

(…) Bilder (unterstützen) den Dialog von bewussten und unbewussten Ebenen. Dieser stellt die Basis für anschließende ergebnisorientierte Selbstreflexionsprozesse dar, da die Komplexität von Selbstreflexionsprozessen (…) nur durch die Integration von abwechselnd stattfindenden emotionalen und rationalen bzw. bewussten und impliziten Prozessen bewältigt werden kann. Unterstützt wird dieser Wechsel auch dadurch, dass Bilder, wie gezeigt, zugleich den Kontakt und die Distanz zu Emotionen fördern.

Der Klient setzt sich mit seinem Bild in Beziehung und beginnt, intensiver über sich und das Bild nachzudenken. Im Dialog mit dem Bild erforscht er sich selbst, seine Ziele, zentrale Lebensthemen, Motive und Bedürfnisse. (…) Das Ergebis der Selbstexploration ist ein bewusstes Selbstkonzept, dessen Bedeutung er gegenüber sich selbst und dem Coach sprachlich ausdrücken kann.

Die Daten belegen deutlich, dass Bilder bei Klienten einen Vergleich der realen Ist-Situation in der sich der Klient befindet mit der auf dem Bild präsentierten und erkannten idealen Soll-Situation auslösen können. Dieser bewusste Vergleich wird von Greif als Selbstreflexion bezeichnet. Die von den Klienten bewusst wahrgenommene negative Diskrepanz von Ist und Soll führt zu konkreten Veränderungsabsichten und bewirkt Klarheit, welche Ziele im Coaching erreicht werden sollen.

Indem Bilder darüberhinaus auch in der Funktion als Soll-Zustand stellvertretend für das Entwicklungsziel stehen können, bieten sie im Coaching-Prozess die Möglichkeit, geplante Verhaltensänderungen auf dieses Ziel hin auszurichten und Umsetzungserfolge daran zu messen.

— Die Förderung von Selbstreflexion stellt die Kernfunktion im Coaching dar. Sie gilt in Fachkreisen als „die“ Voraussetzung, um das eigene Verhalten bewusst verändern zu können. In diesem Sinne unterstützt der Einsatz von Bildern im Coaching wirksam menschliche Lern- und bewusste Selbstveränderungsprozesse.


Bilder als Brücke zwischen Coach und Klient

Nach Anlayse der Daten lässt sich feststellen, dass sich Bilder nach Aussagen der Coaches sehr positiv auf die Beziehungsqualität von Coach und Klient auswirken. Bilder fördern als „Türöffner“ oder „Brücke“ den Kontakt bzw. die „Verknüpfung“ zwischen Coach und Klient auf eine sehr angenehme, unkomplizierte Art.

Sie laden Klient und Coach ein, sich auf eine gemeinsame Ebene zu begeben und sich dort zu begegnen. Dies macht sich insbesondere in schwierigen Konstellationen oder in Anfangssituationen positiv bemerkbar.


Bewertung der Methode durch Klienten

(…) Betont wird, dass mit Bildern selbst tief gehende Themen in einer entspannten Atmosphäre mit „Spaß“ „mühelos“ bearbeitet werden. Die Ergebnisse belegen, dass sich die Methode Bild aus Klientensicht offensichtlich von sprachlichen Interventionen abhebt und einen deutlichen „Mehrwert“ darstellt.

 

Mehr zu Dr. Jasmin Messerschmidt und ihrer Arbeit ist hier zu erfahren:



Für Interessenten am zitierten Werk »Das Selbst im Bild« oder einer der anderen Veröffentlichungen der Autorin, hier der direkte Zugang zu ihren Publikationen:


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